Einführung Funde Suchen
Startseite Suchen Mittelalterliche Eisenverhüttung

Suchen


Römische Straßenstation Mittelalterliche Eisenverhüttung Angeblicher Burgstall Napoleon: Schlacht von Hohenlinden Napoleon: Gefecht und Votivbild Kommunistisches Manifest 1933 Ende des 2. Weltkriegs 17. SS Division 'Götz von Berlichingen' Teil 1 17. SS Division 'Götz von Berlichingen' Teil 2

FAQ Impressum Neu Autor Disclaimer Datenschutz English Version

Mittelalterliche Roheisenproduktion am Bach (3/8)

Roheisenproduktion am Bach

Eisenverhüttungsplatz am Bach

Langsam bewegte ich mich suchend stromaufwärts. Von nun an, auf den letzten 50m des 400 m langen Bachs, wurden regelmäßig Funde gemacht .

Als nächstes kamen etwas größere Luppenstücke, mit etwa 5 cm Durchmesser, nur einige Meter voneinander entfernt. Diese Roheisenteile sind so klein, dass sie oft übersehen wurden, als das Bedienpersonal die Arbeitsergebnisse aus den abgekühlten Öfen, den sogenannten Rennöfen, einsammelte. Sie sind jedoch kein Abfall. Man benötigte etwa 60 Kg Holz und viele Stunden Arbeit um 1 Kg Roheisen zu produzieren, so dass auch kleine Stücke eingesammelt wurden. Später erhitzte ein Schmied die Luppestücke und hämmerte sie, um die Hohlräume und Schlackereste zu entfernen. Im Gegensatz zu modernen Stahlwerken wurde das Eisen in den Öfen vor 1500 nicht geschmolzen. Diese Öfen erreichten nicht den vergleichsweise sehr hohen Schmelzpunkt von Eisen, der etwa bei 1600 Grad liegt. Statt dessen blieb das Eisen im festen und porösen Zustand - deshalb wird es auch Schwammeisen genannt - während die Schlacke schmolz und in Erdmulden neben dem Ofen geleitet wurde. Der Ofen selber wurde aus Lehm gemacht, sah aus wie ein Termitenbau und wurde nur einmal verwendet. Man errichtete die Rennöfen, gerne an Bächen um wasserkraftbetriebene Blasebalge verwenden zu können.


Großer Fund

Möglicher Rennofen in situ.

Dann wurde für Dutzende Meter nichts mehr gefunden und ich fragte mich schon, ob ich das Ende der fundträchtigen Stelle erreicht hätte. Dann erhielt ich ein großes, tiefes Signal, wie es typisch für Hufeisen ist. In 15 cm Tiefe kam eine Lehmschicht. Was immer darin verborgen sein mochte, modern war es nicht. Ich grub sehr langsam und vorsichtig. Etwa 15 cm tief im Lehm und somit 30 cm unter der Erdoberfläche entdeckte ich das größte Stück Luppe, das ich jemals gefunden hatte. Mehr als 1 Kg schwer, muss es das Verhüttungsergebnis der gesamten Ofenfüllung gewesen sein. Das Bild zeigt den Fund in situ, d.h. in seiner Originalposition.

Übersetzung:
slag: Schlacke
50 c coin: 50 eurocent Münze
stone (furnace?): Stein (Rennofen?)
iron lump (14 x 17cm): Eisenluppe bzw. Schwammeisen 14 cm x 17 cm

Gruppenbild Luppestücke

Eisenluppen, Ansicht 1.

Stücke von Eisenluppe bzw. Schwammeisen.

Das Bild zeigt die gefundenen Luppenstücke. Auf dem größten Stück befinden sich mehrere braune Objekte, die wahrscheinlich aus Holzkohle bestehen und also C14 datiert werden könnten.

Die zahlreichen Hohlräume machen die mechanische Reinigung von Eisenluppe äußerst mühsam.


Ein weiterer Blick auf die Luppen

Eisenluppen, Ansicht 2.

Stücke von Eisenluppe bzw. Schwammeisen.



Ein Ofen?

Es ist schwer zu verstehen, warum die Personen, die den Verhüttungsofen erbauten und betrieben, das große Stück Luppe nicht mitnahmen. Das war schließlich der Sinn der Mühe. Nach meiner Vermutung war das Stück in die Überreste eines Ofens eingebettet, der noch unentdeckt im Boden lag. Also grub ich langsam weiter. Nicht um eine richtige Ausgrabung durchzuführen, sondern um die Idee zu überprüfen. Bis dato hatte ich nur einige große Steine und ein großen Stück Luppe, aber das machte noch keinen Verhüttungsplatz mit Ofen. War es möglich z.B. Tondüsen zu finden, über die einst die Luft eingeblasen wurde? Dann fand ich dieses kleine Stück Holzkohle.

Holzkohle

Steine und Holzkohle in möglichem Rennofen

Für den Augenblick war das genug. Obwohl die Anwesenheit von Ofenresten noch eine unbewiesene Theorie war, deutete die Holzkohle zumindest darauf hin, dass jemand Rennöfen an diesem Bach betrieben hatte. Eisenluppe und Holzkohle waren gute Indizien dafür.

Graben oder nicht graben?

Zu diesem Zeitpunkt war ich immer noch auf der obersten Schicht Steine, ca. 30 cm unter der Erdoberfläche. Würde tieferes Graben einen Ofen oder andere, von Menschen gemachte Strukturen zeigen? Es reizte mich, dass sofort auszuprobieren, aber ich entschied mich dagegen. Die Denkmalschutzbehörden, die in Deutschland den Sondengängern sehr kritisch gegenüberstehen, beklagen sich immer, dass diese archäologische Strukturen zerstören. Also entschied ich mich, nicht weiter zu graben sondern die Denkmalschutzbehörden zu informieren. Mit viel Glück würden sie interessiert genug sein, das gefundene (und vorsichtig verpackte, nicht durch Berührung kontaminierte) Holzkohlestückmit der C14 Methode zu datieren.

Mit der Entscheidung nicht zu graben verstieß ich gegen ein fundamentales Suchergesetz: Zögere nichts hinaus. Wer etwas heute ausgraben kann, sollte es auch tun. Man weiß nie wann und ob man die nächste Gelegenheit dazu hat. Außerdem verliert man durch Kontaktieren der Behörden die Kontrolle. Nach meiner Meinung sollte der Entdecker aber die Kontrolle haben, denn er hat seine kostbare Zeit für die Entdeckung aufgewendet. Wie dem auch sei, das Verhältnis zwischen Amtsarchäologen und Privatsuchern war (und ist) sehr schlecht, man konnte es vielleicht durch eine Meldung verbessern und deshalb versuchte ich es.


Absuchen der Umgebung

Gruppe mittelalterlicher Messer

Falls Leute im Mittelalter an diesem Bach Eisenverhüttung betrieben haben, so saßen sie dort stundenlang herum und überwachten den Rennofen. Deshalb hoffte ich, dass sie dabei etwas verloren haben könnten und suchte die Umgebung und insbesondere erhöhtes (=trockeneres) Gelände ab. Teilweise aufgrund des dichten Baumbewuchses dauerte das zwei Tage. Zu meiner Freude fand ich ein Messer. Ein großes, mittelalterliches Messer, das grob auf 1000 bis 1500 n.Chr. datiert. Im Bild ist es Nummer 4. Der Klingenquerschnitt ist dreieckig. Schwere Qualität. Die anderen abgebildeten Messer wurden woanders gefunden.

Außer dem Messer wurde nichts Interessantes gefunden.


Copyright (C): Thorsten Straub, www.sondengaenger.eu



Zweiter Versuch (2/8) Damm (4/8)