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Unerwünschter Fund (13/15)

Das Erfahren der Geschichte ist die Hauptmotivation für den Sucher, aber nicht die Einzige. Viele Sucher schätzen auch die kleinen Abenteuer, die ein Bürojob nicht bieten kann. So ein kleines Abenteuer ereignete sich auf dem Hügel. Ein völlig unerwarteter Fund der unerwünschten Sorte.

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Am fraglichen Tag suchte ich den westlichen Teil des Gebietes ab. Das Areal erwies sich als völlig fundleer. Der Detektor war so still, dass ich ihn von Zeit zu Zeit an den Metallteilen meiner Stiefel entlangführte. Nein, der Detektor funktionierte. Es gab nur nichts zu finden.

Jeder Sondengänger wird diese Situation kennen. Mit der Zeit nimmt die Konzentration immer mehr ab und kommt in den "Robotormodus". Das Zeitgefühl geht verloren. Die Spule schwingt von links nach rechts ... war es eine gute Idee an diesem einsamen Ort zu suchen? ... rechts nach links ... du könntest irgendwo Spaß haben anstatt hier deine Zeit zu verschwenden ... links... die guten Areale hier sind wohl alle schon abgeerntet ... rechts ... ein rundes Objekt von der Größe einer Kokusnuss liegt am Boden ... links ... ich frage mich, warum jemand 25 Nägel unter einer Steinplatte versteckt? ... rechts ... irgendwas ist anders als sonst ... aber was? ... stop ... STOP. Gut, du bist wieder halbwegs wach. Die Notstromversorgung für das Großhirn ist schleppend angesprungen. Was war los? Ach ja: Rundes Objekt. Was war das? Vielleicht ein Plastikball?


Ungewöhnliches Objekt

Ungewöhnliches rundes Objekt

Hier ist es. Unbekanntes rundes Objekt, helles braun-grau, Größe einer Kokusnuss.

Hmm, nein, es ist kein Ball. Scheint auch kein Plastik zu sein. Oh, ich habe eine Idee. Aber, das kann doch nicht sein, oder? Ich bückte mich, hob das Objekt auf und drehte es um.

Totenschädel Vorderansicht

Totenschädel Vorderseite

Es war tatsächlich ein menschlicher Schädel.


Totenschädel von unten

Totenschädel Unterseite


Totenschädel Seitenansicht

Totenschädel Seitenansicht

Was für eine bizarre Situation. Ich stand da mit einem Schädel in meinen Händen. Aber das war nicht Shakespeares Hamlet, das war die Realität. 30 Sekunden vorher war noch alles normal gewesen und nun war nichts mehr normal. Ich brach die Suche ab, ging zum Rucksack zurück, holte die Kamera, machte mehrere Bilder von Fund und Fundort, verlies den Hügel, ging zum Parkplatz und rief die Polizei.

20 Minuten später kam der Polizeiwagen. Wir erstiegen den Hügel. Der Streifenpolizist fragte, ob ich ein Pilzesucher sei, und ich entgegnete, dass ich ein Reliktesucher sei. Metalldetektor, 2. Weltkrieg, SS, mehrere Funde, blablabla. Wir kamen am Fundort an. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass es sich tatsächlich um einen Totenschädel handelte, rief er die Kripo an. Also kletterten wir wieder runter und warteten auf seinen herbeigerufenen Kollegen.

Ich nutzte die Zeit, um einige Freunde anzurufen und mit ihnen das beliebte rate-doch-mal-was-ich gerade-gefunden-habe-Spiel zu spielen. Sie hatten 10 Fragen, die nur mit Ja oder Nein beantwortet werden durften. Einige schafften es, die meisten nicht.

45 Minuten später kam der Kripo-Mann an. Gemeinsam kletterten wir auf den Hügel. Er machte einige Bilder und nahm den Schädel an sich. Wieder erzählte ich von der Suche und dem historischen Hintergrund des Platzes. Er zeigte sich von der Fundkarte und der, sagen wir mal, wissenschaftlichen Herangehensweise beeindruckt.

Als ich ihm von den beiden Rippenknochen erzählte, die ich einige Wochen vorher gefunden hatte, wollte er deren Fundort auch sehen. Auf dem Weg dorthin gab ich ihm eine kleine historische Sightseeingtour. "Rechts sehen Sie einige Schützenlöcher, hier links fand ich ein Kampfmesser. Beide 2. Weltkrieg. Da vorne..." Es war eine Atmosphäre kollegialer Zusammenarbeit, wie ich sie während meiner Tätigkeit mit den verschiedenen Behörden immer wieder beobachten konnte. Die einzige Ausnahme bilden die Denkmalschutzbehörden.

An dem Tag lernte ich einiges über Polizeiarbeit. Er sagte mir, dass im Landkreis zwei Personen als vermisst gemeldet sind. Manchmal suchen Menschen einsame Stellen auf, um Selbstmord zu begehen. Die werden dann oft erst im Herbst von Pilzesuchern gefunden.

Keiner von uns hatte eine Ahnung, wie alt der Schädel wohl sein mochte. Er sagte, da der Sommer 2003 so überaus heiß gewesen war, sei weiches Gewebe sehr schnell vergangen.

Der Fund wurde an einem Samstag gemacht. Es war wichtig, dass die Rechtsmedizin alle Proben am Montag morgen hatte. Also stimmte ich zu, die Rippenknochen am nächsten Tag, Sonntag, bei einer bestimmten Polizeidienststelle vorbeizubringen. Sie dankten mir und wir trennten uns.

Als die Polizeibeamten sahen, wie sorgfältig ich alle Funde auf einer Karte eintrug, stimmten sie zu, mir vom Ausgang ihrer Ermittlungen zu berichten, insofern dem keine Verfahrensgründe entgegenstanden. Am Montag um 16 Uhr, 2 Tage nach dem Fund, rief der Kripobeamte an. Der Fall war gelöst. Kein Kriegsopfer, kein Selbstmord, kein Verbrechen. Die Lösung war so einfach wie harmlos. Arbeiter von einem regionalen Friedhof wolten in dem Wald Pflanzenabfall entsorgen und hatten versehentlich den Inhalt eines Grabes gleich mit weggeworfen. Zwar stärkte die Auskunft nicht mein Vertrauen in deutsche Friedhöfe, aber es war gut, dass es kein dunkles Geheimnis gab. Die Geschwindigkeit und Effizienz der Polizeiarbeit war beeindruckend. Und ja, auch die Rippenknochen waren menschlich und hatten wohl den gleichen Ursprung

Nach dem Erlebnis fragte ich mich, was ich wohl tun würde, wenn die Polizei den Schädel nicht haben will und ich ihn zurückhaben kann. Ich würde ihn an einem einsamen Osthang beerdigen, wo er die aufgehende Sonne "sehen" kann. Aber dazu kam es nicht. Der Schädel wurde von den Behörden beerdigt - das haben sie mir zumindest erzählt - und der Hügel hatte von nun an seinen Spitznamen.

Copyright (C): Thorsten Straub, www.sondengaenger.eu



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